Die Wenden zerfielen in mehrere Hauptstmme. Die Wilzen und Lintizen, von den Deutschen gewhnlich Wenden genannt, wohnten zwischen Elbe. Oder und Ostsee und auf den Inseln Usedom, Wollin und Rgen; zu ihnen gehrten die H eveller an der Havel und die Redarier an der Peene. In Mecklenburg und Holstein wohnten die Obotriten und stlich von diesen die Ucker er. An der mittleren Elbe und Oder hatten die Lu sitzer und Daleminzier ihre Wohnsitze und zwischen Saale und Bober die Sorben.
2. Charakter und Beschftigung. Die Wenden waren von mittel-groem, krftigem Krperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich vou ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkhnheit und gastfrei; Lge und Diebstahl haten sie.
Die Wendeu liebten die gemeinsamen An sied lnn gen in Niederungen; hier legten sie ihre ringfrmigen Drfer und Städte an und suchten sie gewhnlich durch Grben, Wlle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. In der Mitte der Anfiedlnng befand sich ein freier Platz (Ring). Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhuser; Menfchen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschftigung dieses Volkes. In Blte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wuten sie ein berauschendes Getrnk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfnge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Tpferei, und aus Bronze und Eisen ver-fertigten sie ihre Waffen und mancherlei Gerte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Vineta, das auf Wollttt oder Usedom gelegen war, und spter in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel mit Bernstein und den Erzeugnissen des eigenen Landes; ihre Handelsstraen fhrten nach Pommern, Polen und Sachsen.
3, Religion. Ihre Religion war eine Vergtterung der Natur-krfte. Btelbog1) war der Gott des Guten und des Lichtes, Czernybog^) der Gott des Bsen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Radegast zu Ehren fanden feierliche Feste statt; der dreikpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strmte das Volk in groen Scharen, um sich ans dem Wiehern eines schwarzen Rofses weissagen zu lassen. In Tempeln und Hainen standen die hlichen Gtzenbilder, denen Frchte, Tiere und auch Menschen als Opfer
!) Bielbog = weier Gott. Czernybog schwarzer Gott.
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Iv. Kriege und Erwerbungen.
In dem Nordischen Kriege (1700 1721), den der Schwedenknig Karl Xii. gegen Rußland, Dnemark und Polen fhrte, hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufenthaltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wilhelm I.'den Gegnern Schwedens an, um fr fein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Be-lagernngskosten (600000 Mark) die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach feiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte jetzt an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch die Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und W oll in. Somit war Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen'odermndungen; es hatte einen Fu am Meere, um am Handel der ganzen Welt teilnehmen zu knnen.
Im Frieden zu Utrecht (1713) bekam Friedrich Wilhelm I. das sdlich von Kleve (S. 32) gelegene Obergeldern; es bildet mit Mors den ltesten Teil der Rheinprovinz.
Fr seine treue Anhnglichkeit an den Deutschen Kaiser und fr deffen Untersttzung in dem Polnischen Erbfolgekriege erntete er wenig Dank. Als im Jahre 1738 ^ittrch und Berg durch Aussterben des Hauses Psalz-Nenbnrg frei wurden, zog der Kaiser seine frher (1728) gemachte Zusage zurck." Ties gekrnkt der eine solche Handlungsweise, soll der König, indem er auf den Kronprinzen zeigte, gesagt haben: Dasteht einer, der mich rchen wird."
V. Tod.
Die Regierung Friedrich Wilhelm 1. war streng absolut. ]) aber bei allen seinen Manahmen hatte er nur das Wohl des Staates und
*) Ich stabilere die souverainite und setze die Krone wie einen rocher von bronze." Worte des Knigs an die preuischen Junker, die sich seinen Verordnungen nicht fgen wollten.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Karls Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Mors Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Dnemark Polen Polen Karls Pommern Stettin Schwedens Stettin Schweden Stockholm Stettin Brandenburg Utrecht Kleve Rheinprovinz
103
gezogen. Gehorsam, Pnktlichkeit und Sauberkeit waren die vor-nehmsten Soldatentugenden; auf Manneszucht wurde streng ge-halten (Gassenlaufen), Fahnenflucht auf das hrteste bestraft. Fürst Leopold von Dessau, der Schpfer der preuischen Infanterie, stand dem König bei der Ausbildung der Soldaten zur Seite.
In seinen Offizi>eren suchte der König das Ehrgefhl zu wecken: auch lie er sie nicht mehr von den Obersten auswhlen, sondern stellte sie selber an und sah hierbei nicht so sehr auf Abstam-mung und Herkunft als vielmehr auf Anlage und Tchtigkeit. Um einen guten Nachwuchs fr die lteren Offiziere zu haben, grndete er zu Berlin das Kadettenkorps.
Auffallend war des Knigs Vorliebe fr recht groe Soldaten, lange Kerls"; sein Lei!bregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde von 4000 Mann. Wo man von einem recht groen Menschen hrte, da suchten des Knigs Werber ihn durch Geld oder auch durch List und Gewalt in ihren Besitz zu bringen. Auswrtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine grere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht groe Soldaten schickten.
Kriege und Erwerbungen. Im Nordischen Kri'ege (17001721) hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufent-Haltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wil-Helm I. den Gegnern Schwedens an, um fr sein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Belagerungs-kosten die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach seiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte danach an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch di'e Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und Wollin. Somit mar Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karls Friedrich Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Polen Karls Pommern Stettin Stettin Schweden Schweden Stockholm Stettin Wollin Brandenburg
— 2 —
Beschaffenheit. Die Wenden waren von mittelgroßem, kräftigem Körperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich von ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nüchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkühnheit und gastfrei; Lüge und Diebstahl haßten sie.
Wohnungen. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedlungen in Niederungen; hier legten sie ihre ringförmigen Dörfer und Städte an und suchten sie durch Gräben, Wälle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhäuser; Menschen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Beschäftigung. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschäftigung dieses Volkes. In Blüte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wußten sie ein berauschendes Getränk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfänge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Töpferei, und aus Bronze und^ Eisen verfertigten sie ihre Waffen und manche Geräte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Wineta auf Wollin vder Usedom und später in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel; ihre Hanbelsstraßen führten nach Pommern, Polen und Sachsen.
Religion. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräste. Ein höchstes Wesen fehlte ihnen. Bielbog war der Gott des Guten und des Lichtes, Czerny bog der Gott des Bösen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Rad eg äst zu Ehren wurden feierliche Feste begangen, und der dreiköpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strömte das Volk in großen Scharen, um sich aus dem Wiehern eines schwarzen Rosses weissagen zu lassen. — In Tempeln und Hainen standen die häßlichen Götzenbilder, denen Früchte, Tiere oder auch Menschen als
Opfer dargebracht wurden. — Die Priester genossen als Seher und
Vertraute der Götter großes Ansehen.
Staatliches. Der Vater war das Haupt der Familie; er hatte unumschränkte Herrschaft und bestimmte über Leben und Tod der Seinen. Die Frauen wurden nicht als die Gemahlinnen des Mannes, sondern als seine Sklavinnen betrachtet und behandelt. Starb der Mann, so mußte ihm nicht selten eine Frau durch den Tod auf dem Scheiterhaufen nachfolgen. Die lebensmüden Greife wurden auf ihren Wunsch von ihren Kindern getötet; denn man glaubte, nur auf einen gewaltsamen Tod folge ein glückliches Jenseits, und nur Tapfern und Gerechten würde ein Sitz bei den Göttern bereitet. Die Toten wurden
verbrannt; ihre Asche bewahrte man in Urnen auf. — Mehrere Familien wählten sich ein gemeinsames Oberhaupt, den Pan; an
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— 64 —
1,88 m hoch war; der Flügelmann Jonas maß sogar 2,55 m. Wo man von einem recht großen Menschen hörte, da suchten des Königs Werber ihn durch eine große Geldsumme, aber auch durch List und Gewalt in ihren Besitz Zu bringen. Auswärtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine größere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht große Soldaten schickten. — Der König liebte dieses Regiment ganz besonders, er kannte die einzelnen Soldaten ganz genau und nahm an ihren persönlichen Angelegenheiten lebhaften Anteil. Der sonst so strenge Herrscher ertrug von ihnen sogar dreiste Antworten, und sie vermochten beim Könige oft mehr als die Minister.
Diese Riesengarde wurde ganz besonders tüchtig einexerziert und bildete das Musterregiment für das ganze Heer.
Iv. Kriege und Erwerbungen.
In dem nordischen Kriege (1700—1721), den der Schwe-denkönig Karl Xii. gegen Rußland, Dänemark, Polen und Kursachsen führte, hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als dann aber Russen und Polen während des Aufenthaltes Karls in der Türkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schloß sich Friedrich Wilhelm I. den Russen an, um sür sein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Belagerungskosten (600000 Mark) die Festung Stettin, ohne jedoch vorläufig seine Neutralität auszugeben.
Karl Xii. forderte aber nach seiner Rückkehr aus der Türkei die Stadt ohne Entschädigung zurück und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen eiu. Friedrich Wilhelm erklärte jetzt an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit sächsischen und dänischen Heerhaufen eroberten preußische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem kühnen Feldherrn Leopold von Dessau auch die Insel Rügen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und Wollin. Somit war Preußen von jetzt ab wenigstens im Besitze der sür Brandenburg so wichtigen Odermüu-Lungen; es hatte einen Fuß am Meere, um am Handel der ganzen Welt teilnehmen zu können.
Im Frieden zu Utrecht (1713), der dem spanischen Erbfolgekriege ein Ende machte, bekam Friedrich Wilhelm I. das südlich von Kleve gelegene Ob ergeldern; es bildet mit Mörs den ältesten Teil der Rheinprovinz.
V. Sein Tod.
Große Verdienste hat sich Friedrich Wilhelm I. um unser Vaterland erworben. Durch sein eigenes Beispiel gewöhnte er seine Unterthanen an Einfachheit, Sparsamkeit und strenge Pflichterfüllung. Seinem Nachfolger hinterließ er ein großes, schlagfertiges Heer, einen pflichttreuen Beamtenstand, geord-
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Extrahierte Personennamen: Jonas Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Karls Friedrich Wilhelm_I. Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Polen Polen Karls Pommern Stettin Stettin Schweden Stockholm Stettin Wollin Brandenburg Utrecht Kleve Rheinprovinz
173
würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forde-
rungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch
die Thätigkeit des biederen Grafen von Trautmannsdorf, der
überall mit Kraft und Offenheit zu Werke ging, der Friede
glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende:
Die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vom
deutschen Reiche, und der Niederlande von Spanien wurden
förmlich anerkannt. — Frankreich und Schweden empfingen
dafür, daß sie unser großes, schönes Vaterland verwüsten ge-
holfen, eine Belohnung durch deutschen Länderbefitz.
Frankreich erhielt namentlich das schöne Elsaß, soweit
cs österreichisch war, den Sundgau, die Festungen Breisach und
Philippsburg; auch mußten mehrere deutsche Festungen am
Rhein geschleift werden, so daß Frankreich nun ein offenes
Thor nach Deutschland bekam. Zudem erhielt es die Bestä-
tigung seiner völligen Landeshoheit über die lothringischen
Visthümer Metz, Toul und Verdun.
Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen nebst
der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und
die säkularifirten oder weltlich gemachten Bisthümer Bremen
und Verden, also alle wichtigeren Punkte an der Ost- und
Nordsee, als Neichslehen und wurde somit Reichstand. Als
Kriegeskosten wurden demselben noch fünf Millionen Thaler
zugefichert. Bis diese Summe von dem erschöpften Deutsch-
land aufgebracht war, hielten die Schweden mehrere deutsche
Festungen besetzt.
Brandenburg erhielt für seine Verluste in Pommern
die Bisthümer Minden, Halberstadt, Camin und Magdeburg
als weltliche Fürstenthümer nebst dem östlichen Theile von
Hinterpommern, welchen Schweden übrig gelassen hatte.
Hessen-Kassel hatte zwar im Laufe des Krieges nichts
verloren, gleichwohl erhielt es für seine treue Anhänglichkeit
an Schweden die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schaum-
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Frankreich Frankreich Breisach Philippsburg Rhein Frankreich Deutschland Verdun Stettin Wismar Nordsee Brandenburg Pommern Halberstadt Magdeburg Hinterpommern Hessen-Kassel
als preußischer Feldmarschall Theil am Kriege gegen ihn ge-
nommen'habe. Allein der trotzige Sieger erwiederte: „Das
Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren!" Krank und
des Augenlichtes durch seine Wunden beraubt, ließ sich der
verfolgte Greis weiter nach Altona bringen und starb in trost-
loser Verbannung zu Ottensee.
Schlacht bei Eylau und Fncdland (1807). — Die Trüm-
mer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der Oder
mit einem unterdeß augekommenen russischen Hülfsheere, und
zwei Tage hintereinander, am 7. und 8. Februar 1807, wurde
die mörderische Schlacht bei Eylau (im Regierungsbezirke
Königsberg) geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten
Waffenruhm wieder bewahrten. Beide Theile rühmten sich
des Sieges, und beide Theile zogen sich zurück. Napoleon
hatte bereits einen Aufruf erlassen an die Polen, sich zu er-
heben gegen ihre früheren Unterdrücker und sich mit ihm zu
vereinigen zur Wiederherstellung ihres Königreiches; und freu-
dig erhob sich das Volk auf seinen Ruf. Am 14. Juni 1807,
am Jahrestage der Schlacht bei Marengo, ward bei Fried-
land (in demselben Regierungsbezirke) noch einmal blutig
gestritten, und endlich ein vollkommener Sieg über das ver-
bündete Heer der Russen und Preußen von Napoleon errungen.
Friede Zll Tilsit (1807). — Erschüttert bat der Kaiser
Alexander, als er den Furchtbaren schon den Grenzen seines
eigenen Reiches nahe sah, um Waffenstillstand und Frieden.
Napoleon bewilligte beides und kam mit ihm und dem ge-
beugten Könige von Preußen auf dem Flusse Niemen zu-
sammen, um das Nähere persönlich zu besprechen. Zu Tilsit
(an der Memel im Regierungsbezirke Gumbinnen) wurden
alsdann die Unterhandlungen gepflogen. Hier erschien auch
die Königin Luise von Preußen, ein Bild der Hoheit und
Anmuth, vor dem Manne des Schreckens, hoffend, ihn zu be-
sänftigen; aber seine Stirn blieb finster gegen Preußen. Nur
mit Rußland wurde eigentlich unterhandelt, das wehrlose
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Marengo Napoleon Alexander Alexander Napoleon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 174 —
jedoch so, daß sie nicht gegen Kaiser und Reich, dessen Landfrieden oder auch gegen diese Übereinkunft laufen und nicht gegen den Eid, womit jeder dem Kaiser und Reich verpflichtet ist, geschehen.
Art. 10. — § 1. Ferner, weil die Königin von Schweden begehret, daß ihr sür die Abtretung der im Kriege eroberten Plätze Genüge geschehe und für die Wiederherstellung des öffentlichen Friedens im Reiche gesorgt werde, so übergibt Jhro kais. Maj. mit Einwilligung des Reiches und kraft dieser Verhandlung der Königin und ihren Erben, Nachfolgern und dem Reiche Schweden folgende Länder mit vollem Rechte als beständiges und unmittelbares Reichslehen.
§ 2. Erstens das ganze Vorpommern mit der Insel Rügen, so viel beides unter den letzten Herzögen von Pommern unter sich begriffen; nächst diesem in Hinterpommern Stettin, Garz, Dam, Golnau und die Insel Wollin samt dem dazwischenlausenden Oderstrom und dem Meere, insgemein das Frische Haff genannt, und seinen drei Ausflüssen Peene, Swine und Divenow, und auf beiden Seiten angrenzendem Lande vom Anfange des königlichen Gebiets bis an die Ostsee und zwar in der Breite des gegen Morgen gelegenen Users, über welche sich die königlichen und kurfürstlichen Kommissarien bei Bestimmung der Grenzen in Güte vergleichen werden.
§ 6. Zweitens übergibt auch der Kaiser mit Bewilligung des Reichs
der durchl. Königin die Stadt und den Hafen Wismar . . . . mit allen
Rechten, womit die Herzöge von Mecklenburg sie bisher innegehabt haben.
§ 7. Drittens übergibt der Kaiser mit Bewilligung des Reichs der durchl. Königin das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden
mit dem Amte Wilshausen .... samt allen geistlichen und weltlichen
Gütern, wie auch allen Rechten zu Land und Wasser zu einem immerwährenden und unmittelbaren Reichslehen...............
§ 9. Viertens nehmen der Kaiser nebst dem Reiche wegen aller genannten Länder die Königin von Schweden und ihre Nachfolger zu einem unmittelbaren Re ichs st an de an, so daß zu den Reichstagen unter den anderen Ständen auch Schweden unter dem Titel eines Herzogs zu Bremen. Verden und Pommern, wie auch Fürsten zu Rügen und Herrn zu Wismar soll berufen werden..............
Art. 11. — §1. Als ein Äquivalent soll dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, weil derselbe seinen Rechten auf Rügen und Vorpommern entsagt, ihm und seinen Nachfolgern, . . . von Jhro kais. Maj. mit Einwilligung der Stände das Bistum Halberstadt mit allen Rechten zu einem beständigen und unmittelbaren Lehen übergeben werden. Es soll der Kurfürst auch sogleich in den ruhigen Besitz kommen und deswegen Sitz und Stimme auf dem Reichstage und im niedersächsischen Kreise haben.
§ 4. Gleichfalls soll dem Kurfürsten das Bistum Minden zu einem ewigwährenden Lehen von Sr. faifert. Maj. übergeben werden, und er bald nach ratifiziertem Frieden in dessen ruhigen Besitz eingesetzt wer-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Jhro
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die deutschen Ostseeländer.
am höchsten unter den Bauern, und wir haben hier Er-
scheinungen in Sitte, Tracht, Schmuck 'der Wohnräume,
Genuß und Zerstreuung, die in nichts von den städtischen
abweichen und mit einem alten, einfachen Bauerntum
in geradem Widerspruche zu stehen scheinen. — Und
dennoch sind sie Bauern geblieben, so kernig und brav,
so treu und wahr, daß es einem das Herz ersreut, wenn
man's ansieht, und neben einem vernünftigen und wohl
begründeten Konservativismus hat sich das klarste Rechts-
gesühl, der lebendigste Freiheitsdrang und ein schönes
politisches Bewußtsein ausgebildet, welches uoch jüngst
während des großen Kampses gegen Frankreich durch
sofortige Bildung einer freiwilligen Küstenwehr und eine
wahrhast begeisterte Teilnahme sich im schönsten Lichte
gezeigt hat.
17. Die deutschen Ostseeländer.
I)r. Jos. Partsch: Mitteleuropa. Die Länder und Völker von den
Westalpen und dem Balkan bis an den Kanal und das Kurische tzafs.
Gotha 1904, Justus Perthes. S. 358—3h6. (Etwas gekürzt.)
Das wechselvolle Ringen der Völker ums Dasein,
das Steigen und Sinken ihrer Geltung hinterläßt seine
Spuren im Verlauf ihrer nationalen und politischen
Grenzen. Die wichtigste, auch für die Gestaltung der Zu-
kunst bedeutsame Absonderlichkeit in den Umrissen des
Deutschen Reiches ist die unvollkommene Übereinstim-
mung der Ausdehnung seines binnenländischen Gebietes
und seiner Küsten. Im Westen ist das Rheindelta politisch
selbständig geworden; die Mündungen des größten deut-
schert Stromes liegen in fremder Hand. Dagegen haben
die Erfolge der mittelalterlichen Kolonisation längs des
Ostseeufers soweit sich behauptet, daß der Unterlauf der
Weichsel und des Njemen, der Ströme Polens und
Litauens, von Deutschen beherrscht wird. Die Umklam-
merung durch das gewaltige russische Reich, die Abson-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Justus_Perthes
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mitteleuropa Balkan Gotha Rheindelta Polens Litauens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
108
Die deutschen Ostseeländer.
deritng vom Hinterland durch die Zollgrenze dieser wirt-
schriftlich möglichst vollständig sich abschließenden Macht
gefährdet und beschränkt die Entwicklung Ostpreußens
und Danzigs und fügt der klimatischen Ungunst, unter
welcher dieser Teil Teutschlands leidet, neue Erschwerun
gen des Gedeihens hinzu. Schließlich wirkten die deut-
schen Getreidezölle noch darauf bin, das wichtigste Er-
zeugnis, das aus Polen und Litauen einst in Mengen
den preußischen Häfen zuströmte, großenteils nach den
nächsten russischen Seeplätzen, namentlich dem rasch aus
blühenden Libnu, abzulenken. Nur ein gewaltiger Holz-
verkehr belebt die Ströme, so lange sie eisfrei bleiben.
Am empfindlichsten leiden unter dieser Abschließnng
vom Hinterlande natürlich die Städte des Njemen: Tilsit,
ein vormals im alten Straßennetz wichtiger Übergangs
Punkt über die schmälste Stelle des ?onst sebr breiten,
weiten Überschwemmungen unterworfenen Tales, und
Memel am einzigen Ansgang des Kurischen Haffs. Auf
seine großen Lagerplätze gelangt aber nur ein Teil des
Holzes, das den Njemen herabschwamm; ein anderer sehr
bedeutender erreicht durch einen südlichem Njemenarm
den Süden des Hasfs, um durch die Deime, den hierher
zielenden Ann des Pregel, Königsberg zu erreichen. So
erweitert sich der Wirkungsbereich dieser Stadt, die
zwischen den beiden Hassen Ostpreußens gelegen, mit
beiden in Verkehr tritt und die niedrigen Höhen des Sam
landes bis an die 'Bernsteinküste ebenso bestimmt be
herrscht, wie den ziemlich fruchtbaren Landstrich vor dem
Rande des Baltischen Landrückens. Unvollkommen war
bis vor kurzein die Verbindung mit der See. . . . Erst der
Ban des Königsberger Seekanals, der zwischen Molen
gefaßt das Haff durchschneidet, gestattet auch Schissen
von mehr als 6 111 Tiefgang den Zutritt bis nach dem
40 lern vom Meere entfernten Königsberg. Der Bau
eines Freihafens mird weiter beitragen, den Verkehr zu
beleben. Tie Zufuhr der Kohle vom Meer, die des Holzes
von den Flüssen unterstützen die Entwicklung einiger
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